Seit langem habe ich nicht mehr die Muße gehabt, meine Gedanken zu Papier zu bringen – mal abgesehen von meinem Tagebuch oder Dankbarkeitseinträgen welche nur mir selbst gewidmet waren. Nun aber ist da dieser Drang, zu schreiben, in Worte zu fassen, was mich im Inneren beschäftig. Aus den Yoga Sutren 2.20 von Patanjali weiß ich, dass Dinge, die unter Druck, mit Eile, geschehen, oftmals nicht die uns intrinsisch richtigen Gedanken sind, sondern verschleiert durch die Welt der Täuschungen, in der wir leben.
Der Sehende wird in seiner Wahrnehmung und den Objekten der Wahrnehmung verwirrt und getäuscht und letztendlich ist das Ziel unserer Reflektion mit Hilfe von Yoga und Meditation durch diesen Schleier zu sehen und uns selbst zu begegnen. Unsere Realität, so objektiv betrachtet es auch gehen mag, ohne die Ängste und Prägungen des Egos, wird sich dennoch nie komplett zu hundert Prozent mit der Realität eines anderen Menschen decken. Die eine Wahrheit gibt es meiner Meinung nach nicht – und wenn dann ist diese frei von jeglicher Anhaftung und so weit, dass es kaum mehr einen Rahmen der Beschreibung geben kann, allumfassend und untrennbar zugleich. Da wir jedoch selten in vollständiger Verbindung zu dieser universellen Energie stehen, ist das Thema Beziehung eine Disziplin, die es zu durchdenken gilt und darüber möchte ich heute meine Gedanken und Erfahrungen mit euch teilen.
Ich habe dem Impuls Raum gegeben, reingefühlt und sitze nun ein paar Tage später hier und schreibe. Schreibe zu einem Thema, was uns alle bewegt und vielleicht das Schwierigste zu meistern ist. Beziehungen. Beziehungen zu anderen, natürlich ins besondere auch auf das Thema Partnerschaft - aber allen voran die Beziehung zu uns selbst.
Letztere ist vielleicht die Wichtigste, denn nur wenn diese stimmt, können wir Geben und Empfangen und vor allem unseren eigenen Kern schützen. Wenn wir um unser selbst nicht wissen und nur in der Illusion der Gedanken leben, wird immer unser Ego, zusammen mit den Ängsten der Gemeinschaft in eine Partnerschaft Vorrang haben anstatt im Vertrauen im Miteinander, in Verbindung zweier Seelen im großen Ganzen zu stehen.
Wie viele Menschen können heutzutage ehrlich von sich sagen, dass sie sich selbst kennen und lieben und die eigenen Bedürfnisse kennen? Wie viele sind gefangen in dem was sie denken tun und leisten zu müssen? Und selbst wenn ich mich kenne, was passiert, wenn sich Dinge im äußeren Umfeld ändern und sich dann doch auf mein Innerstes auswirken? Erfahrungen die wir machen und integrieren, im positiven wir aber vor allem auch im negativen. Den Gedanken, aus jeder Krise oder Problem eine Chance zum Wachstum zu sehen, finde ich sehr schön. Was aber, wenn wir wachsen - uns aber an alten Werten festhalten, die vielleicht gar nicht mehr zu uns passen?
Wenn wir nach außen klar kommunizieren, wie wir uns zum Beispiel Partnerschaft vorstellen und sie dann aber ganz anders angehen. Und was passiert, wenn sich zwei Menschen mögen, auf der gleichen Energiesequenz schwingen und dennoch nicht zueinander finden? Mir hat ein Freund einmal die Metapher einer Autobahn genannt, welche ich mir gern an dieser Stelle ausleihen würde, da sie den Konflikt dem wir oftmals, gerade zu Beginn einer neuen potentiellen Beziehung im Sinne der Partnerschaft, begegnen. Das Ziel ist oftmals sicherlich dasselbe, eine tiefe Verbindung in der wir im Vertrauen zueinander wachsen und uns entfalten können. Der Weg um dies zu erreichen ist aber oftmals sehr unterschiedlich. Nehmen wir an, beide Parther wollen von Frankfurt nach Hamburg fahren – der eine fährt vielleicht lieber mit 220kmh über die Autobahn während der andere lieber mit 80kmh über die Landstraße fährt. Die Wege sind sehr unterschiedlich und die Erfahrungen, die beide machen würden, auch. Dabei ist nicht ein Weg besser oder schlechter und das Ziel bleibt gleich. Ich glaube das Geheimnis ist, in den Austausch zu gehen und zu schauen, ob es einen gemeinsamen Nenner geben kann und man die Reise gemeinsam antreten möchte. Ob die Werte und Prioritäten stimmen und wir bereit sind, einen Kompromiss zu finden.
Ich hatte vor kurzem ein Gespräch mit jemandem, der nach einer tiefen Beziehung sucht, den Alltag teilen und sich eine Familie aufbauen möchte – aber dann fünf Tage am Stück so mit Arbeit beschäftigt war, dass er von vornherein sagt, ein weiteres Gespräch wird diese Woche nicht mehr möglich sein. Hier stelle ich mir die Frage, ob derjenige an einem Muster festhält, was er eigentlich gar nicht mehr Leben möchte oder hier der Weg einfach anders gelebt wird und einmal in einer Beziehung angekommen, sich Prioritäten anpassen lassen?
Vielleicht gibt es Menschen, die von der Idee was kommen könnte so beflügelt sind, dass sie damit Dinge langsam angehen können. Ich persönlich finde diese Phase furchtbar stressig und würde am liebsten immer schon nach dem ersten Date wissen, ob und was langfristig daraus wird. Aber so ist es eben bei jedem anders. Mein erster Impuls war zu denken, ich bin einfach ein ungeduldiger Mensch. Was aber gar nicht mehr stimmt. Ich bin es sicherlich gewesen doch, wenn ich nun darüber nachdenke, was ich gespiegelt bekomme und was andere Menschen über mich sagen, ist es tatsächlich das genaue Gegenteil. In meiner letzten Beziehung war ich sehr geduldig und immer in einer Art Warteposition. Die ersten Monate waren toll, unsere langfristigen Ziele perfekt mit einer vereinbar und dann kam es im Leben meines damaligen Partners immer wieder zu Problemen so dass er uns und vor allem sich selbst immer ganz hintenanstellte. Desto enger die Beziehung, desto weniger hat er sich gekümmert und damit eine spirale eines permanenten schlechten Gewissens kreiert. Dazu kam die Depression die immer schlimmer wurde, doch statt sich den eigenen Gedanken zu stellen, wurde sich immer mehr in Arbeit gestürzt und abgelenkt. Als er dann endlich nach knapp 1.5 Jahren an dem Punkt war, wo es so einfach nicht mehr ging und er endlich bereit war, den Schritt zu wagen und sich mit sich selbst zu beschäftigen und die Krankheit anzuerkennen war das erste, sich von uns zu trennen. Auf der einen Seite verstehe ich es sehr, er hat verloren, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben, also kann er dies nicht einem anderen Wesen gegenüber tun.
Ich frage mich nun, ob ich zu geduldig war, immer den heilen und guten Kern sehen wollte – der aber gar nicht mehr existent war. Ob ich hätte früher loslassen oder er nicht hätte aufgeben sollen?
Ob und wieweit wir uns auf das Abenteuer Miteinander einlassen darf jeder für sich selbst entscheiden. Trotz all der Schwierigkeiten und dem Schmerz, der mir bislang in Beziehungen widerfahren ist, fühle ich dennoch in meinem Inneren, das die Liebe in mir vorhanden ist und ich immer noch mein Herz offenhalte, so dass ich diese eines Tages mit jemanden voll und ganz teilen zu darf.
Vielleicht wäre es für mich in meiner letzten Beziehung besser gewesen, früher zu gehen - aber meine Entscheidung habe ich nicht bereut. Für mich war wichtig, solange bei dem anderen zu sein, wie ich Hoffnung und Potential sehe, solange habe ich mir erlaubt, da zu sein und zu kämpfen. Ob es nur eine Illusion war oder ich Wünsche an diesen Menschen projiziert habe, für die er nicht geschaffen oder offen war, kann ich selbst im Nachhinein nicht mit Sicherheit sagen. Aber ich war so lange da, wie es sein sollte. Viel zu oft wird Beziehungen wie Klamotten gebraucht, schnell gekauft, benutzt und dann wieder weggeschmissen.
Nun bin ich an einem Punkt, wo ich weiß, was ich möchte, was ich geben und was ich bereit bin zum Empfangen. Trotz der Trauer die da war, fühle ich mich verbunden. Verbunden und geliebt auch wenn die Person, die dazu gehört, vielleicht noch nicht ganz greifbar ist.
Die allgemeine Beziehungsenergie in der Welt scheint mir aber gute Impulse zu bringen, immer mehr Menschen, die ich kenne, haben endlich jemanden gefunden, bei dem sie sich angekommen fühlen, wo beide Seiten auf der gleichen Autobahn fahren und das gleiche Ziel vor Augen haben. Es gibt mir Hoffnung und lädt ein, das Herz offen zu halten.
Den mit Angst und Vorbehalten könnte ich nicht lieben, könnte ich mich nicht auf jemanden einlassen. Es erfordert Mut, immer wieder auf die neue volle Zuversicht in den Kontakt zu treten – aber mein Ziel ist klar vor Augen und ich lade es ein, nun realisiert zu werden. Ich bin gespannt und voller Vorfreude und kann nach vielen Jahren gescheiterter Beziehungen nun endlich sagen, ich bin bereit. Ich möchte lieben und geliebt werden. Der Leitsatz unserer Herzchakras. Anahata ist trotz all den Schmerzen oder vielleicht sogar dadurch nun endlich offen und bereit. Ich bin gespannt und neugierig was kommt und kann nur alle einladen, die alleine sind, ihr Herz zu öffnen. Sich um sich selbst zu kümmern, Selbstliebe alltäglich zu praktizieren und die Liebe einzuladen und jeden Tag zu genießen, voller Ruhe und Gelassenheit und in dem Gefühl Verbunden zu sein, mit allem was ist.